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Was bedeutet nachhaltig einkaufen?
Nachhaltig einkaufen bedeutet, Produkte zu kaufen, die energiesparend und umweltfreundlich hergestellt und genutzt werden können. Die Menschen, die die Produkte herstellen, arbeiten unter fairen Bedingungen und werden angemessen bezahlt. Die Produkte, Lebensmittel natürlich ausgenommen, sollen langlebig sein und sich letztendlich bestenfalls recyceln lassen.
Warum ist nachhaltig einkaufen so wichtig?
Unser ökologischer Fußabdruck steht bildhaft für unseren Naturverbrauch. Wir leben derzeit über unsere ökologischen Verhältnisse, das heißt wir verbrauchen mit unserem Konsumverhalten mehr Natur als uns rechnerisch zusteht.
Der World Wide Fund for Nature (WWF) veröffentlich regelmäßig den Living Planet Report in dem unter anderem der ökologische Fußabdruck des Konsums pro Person aller Länder veröffentlicht wird.
Brot für die Welt bietet einen Fußabdrucktest. Anhand einfacher Fragen wird keine exakte Berechnung durchgeführt, sondern es soll deine Wahrnehmung für dein Konsum- und Umweltverhalten geschärft werden. Im Anschluss an den Test bekommst du Tipps zur Verbesserung deines ökologischen Fußabdrucks.
10 einfache Tipps – so kannst du nachhaltig einkaufen
1. Saisonales Obst und Gemüse einkaufen
Wir sind es mittlerweile gewohnt, rund ums Jahr alle Obst- und Gemüsesorten einkaufen zu können. Aber das ist nicht immer sinnvoll. Viele Produkte kommen entweder aus dem Ausland und haben lange Transportwege hinter sich oder werden energieintensiv im Treibhaus angebaut. Wenn möglich, solltest du deshalb saisonale Obst- und Gemüsesorten einkaufen und zwar dann, wenn sie hier in der Region geerntet werden können. Unser Saisonkalender informiert dich Monat für Monat über Obst- und Gemüsesorten, die regional geerntet werden. Den Saisonkalender kannst du dir Monat für Monat für Obst und Gemüse bequem herutnerladen oder ausdrucken.
Auch in Deutschland in Kühlhäusern gelagertes heimisches Obst und Gemüse hat trotz des Energieverbrauchs noch bessere CO2-Werte als importierte Waren.
2. Lebensmittel aus der Region kaufen
Mit dem Kauf von regionalen Produkten unterstützt du Erzeuger und landwirtschaftliche Betriebe in deiner Umgebung. Die Waren sind frisch und verlieren dank kurzer Transportwege weder Geschmack noch Vitamine.
Regional heißt allerdings nicht unbedingt, dass die Produkte auch qualitativ besser sind als importierte Waren. „Regional“ ist auch kein Gütezeichen und trifft daher keine Aussage über Anbau, Düngung oder Tierschutzstandards.
Nachhaltig einkaufen: Diese Siegel helfen dir regionale Produkte zu erkennen.
- Geschützte Ursprungsbezeichnung (g. U.)
Produkte mit diesem Siegel müssen in einem festgelegten Gebiet nach ganz bestimmten Kriterien erzeugt, verarbeitet und hergestellt werden. Das trifft nur auf ganz wenige Produkte zu. Bei uns in Hessen gibt es nur ein zertifiziertes Produkt und zwar den „Odenwälder Frühstückskäse“ - Geschützte geografische Angabe (g.g.A.)
Dieses Siegel können Produkte erhalten, die ein bestimmtes regionales Merkmal besitzen oder mit einer bestimmten Region in Verbindung gebracht werden. Mindestens ein Teil des Herstellungsprozesses muss in der Region stattfinden. Dazu zählen Produkte wie zum Beispiel „Hessischer Apfelwein“ oder „Frankfurter Grüne Soße“. - Angabe des Erzeugers auf der Verpackung
Bei unverarbeiteten Lebensmitteln sollten Name und Adresse des Erzeugers auf der Verpackung stehen oder zumindest die Angabe einer bestimmten Region, zum Beispiel „Kartoffeln aus der Wetterau“. - Bei Eiern auf den Eiercode achten
Die Buchstaben und Ziffern, die auf jedes Ei aufgedruckt sind, geben Auskunft darüber, wie die Legehennen gehalten werden, über Land und Bundesland der Herkunft sowie den Produzenten. Den Eiercode nicht mit der Nummer auf der Verpackung verwechseln, denn die gibt nur Auskunft über den Ort, an dem die Eier verpackt wurden.
Etwas teurer sind Eier von Produzenten, die die männlichen Küken nicht schreddern, sondern am Leben lassen und aufziehen. - Siegel regionaler Initiativen
Auf dem Regio-Portal kannst du deutschlandweit nach Initiativen suchen, in denen sich Erzeuger zusammengeschlossen haben, um ihre regionalen Produkte zu vermarkten. - Regionalfenster
Das Regionalfenster ist eine freiwillige Kennzeichnung auf Produkten, die es dem Verbraucher ermöglichen festzustellen, woher die Hauptzutaten eines Produktes kommen und wo sie verarbeitet wurden.
3. Den Einkauf planen
Du hast die Möglichkeit, jeden Tag selbst frisch zu kochen? Dann erstelle dir für die Woche einen Speiseplan. Überlege dir fünf oder sechs Gerichte und notiere dir alle Zutaten, die du dafür einkaufen musst. Gerichte, die schneller verderbliche Zutaten benötigen, kommen bereits am Anfang der Woche auf den Speiseplan. Überlege dir auch immer ein oder zwei Gerichte, die sich leicht in doppelter Menge kochen lassen. So kannst du dir einen Vorrat einfrieren für die Mittagspause an der Arbeit oder für Tage, an denen einmal keine Zeit ist, frisch zu kochen.
Familien, Alleinlebende oder Berufstätige haben unterschiedliche Bedürfnisse. Doch es gilt immer: Nachhaltig einkaufen, frisch kochen und sich ausgewogen ernähren bedeutet gesünder leben.
Ich habe mir wieder angewöhnt, einen Einkaufszettel zu schreiben. Der Zettel hängt die ganze Woche an der Pinwand und so kann ich es immer sofort notieren, wenn mir etwas in den Sinn kommt. Ebenso schreibe ich mir alle Zutaten für die Gerichte auf, die ich im Laufe der Woche kochen will. Wenn es dir zu umständlich ist, einen altmodischen Einkaufszettel mit der Hand zu schreiben, kannst du eine der zahlreichen Einkaufsliste-Apps benutzen.
4. Heimisches Superfood einkaufen
Superfoods sind hip und gesund, aber viele Produkte reisen um die halbe Welt, bevor sie bei uns im Supermarkt in den Regalen stehen. Das muss nicht sein. Es gibt zahlreiche heimische Alternativen. Zum Beispiel:
- Hirse oder Hafer statt Quinoa
- Leinsamen statt Chiasamen
- Heidelbeeren, Holunderbeere oder Trauben statt Acai-Beeren
- schwarze Johannisbeeren statt Goji-Beeren
- Kamillentee statt Matcha-Tee
- Brokkoli, Spinat oder Grünkohl statt Weizengras
- Walnüsse statt Avocados
- Sonnenblumenkerne statt Pinienkerne
- Walnussöl statt Kokosöl
5. Mindesthaltbarkeitsdatum hinterfragen und weniger Lebensmittel wegwerfen
Die Hersteller garantieren bis zu dem auf der Verpackung angegebenen Datum, dass das Lebensmittel ungeöffnet und bei richtiger Lagerung Geruch, Geschmack und Nährwerte behält.
So wird das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) auf der Verpackung angegeben:
- Lebensmittel, deren Haltbarkeit weniger als 3 Monate beträgt: Tag und Monat
- Lebensmittel, deren Haltbarkeit 3 bis 18 Monate beträgt: Monat und Jahr
- Lebensmittel, deren Haltbarkeit mehr als 18 Monate beträgt: Jahr
Viele Lebensmittel sind allerdings sehr viel länger haltbar als bis zu dem auf der Verpackung angegebenen Datum. Ob ein Lebensmittel noch haltbar ist oder nicht, solltest du mit gesundem Menschenverstand entscheiden und nicht von dem Datum auf der Verpackung abhängig machen. Sieht das Produkt noch gut aus und riecht oder schmeckt auch nicht komisch oder ungewöhnlich, musst du auch keine Angst haben, dass es verdorben ist.
Nachhaltig einkaufen beinhaltet auch eine optimale Verwertung der Lebensmittel. Das heißt: so wenig wie möglich wegschmeißen.
6. Müll vermeiden
Müll vermeiden, insbesondere Plastikabfälle ist eines der größten Probleme, wenn du nachhaltig einkaufen möchtest.
Im Supermarkt werden Obst- und Gemüse oftmals noch einmal zusätzlich in Plastik verpackt. Welchen Sinn macht es, eine Salatgurke noch einmal in eine Plastikfolie einzuschweißen. Genauso wenig Sinn wie jeden Apfel oder jede Orange noch einmal zusätzlich in eine der ausliegenden kleinen Plastiktüten zu packen. In den meisten Supermärkten gibt es mittlerweile wieder verwendbare Beutel für loses Obst und Gemüse. Alternativen hierzu sind der Einkauf direkt beim Erzeuger im Hofladen oder auf dem Wochenmarkt.
Leider ist es kaum möglich, im Supermarkt Verpackungsmüll einzusparen. Falls es in deiner Nähe allerdings einen Unverpackt-Laden gibt, ist das eine gute Möglichkeit, zahlreiche Produkte ohne Verpackung einzukaufen.
7. Mehrwegflaschen einkaufen
Mehrwegflaschen schonen die Umwelt. Die Flaschen aus Glas können bis zu 50 Mal wieder befüllt werden und die aus Plastik immerhin bis zu 25 Mal. Trotzdem ist die Ökobilanz von Mehrwegflaschen aus Plastik besser, als die der Glasflaschen. Die Plastikflaschen sind leichter und deshalb wird beim Transport weniger Energie verbraucht.
Nachhaltig einkaufen – wie so oft hat die Medaille zwei Seiten. Es gibt einige Firmen, die zum Beispiel Milch oder Joghurt in Pfandgläsern und -flaschen anbieten. Andere Firmen wiederum tun das bewusst nicht, weil durch den Rücktransport der Gläser und Flaschen zum Abfüller und durch das Spülen und Reinigen mehr Energie verbraucht wird, als für die Herstellung der Plastikbecher oder Tetra Paks.
Letztendlich geht es aber langfristig um die Vermeidung von Plastikmüll.
8. Leitungswasser trinken
Unser Leitungswasser hat im Vergleich zu den meisten anderen Ländern Top-Qualität. Es wird in Deutschland strenger geprüft als jedes Mineralwasser. Dennoch kaufen wir Mineralwasser und zwar meist in Plastikflaschen, damit wir nicht so schwer schleppen müssen. Oftmals hat das Mineralwasser auch noch sehr lange Transportwege hinter sich. Leitungswasser ist gesünder und frischer, billiger und umweltfreundlicher. Also: Wasserhahn auf und Glas drunter. Wenn du stilles Wasser nicht magst, kannst du dir einen Wassersprudler anschaffen. Leitungswasser lässt sich mit Fruchtsaft, Minze oder Zitrone zusätzlich ganz einfach aufpeppen.
Für das Mineralwasser gilt: Statt nachhaltig einkaufen besser gar nicht einkaufen.
9. Weniger Fleisch essen
Fleisch braucht in der Produktion wesentlich mehr Energie und landwirtschaftliche Fläche als Obst und Gemüse und verursacht daher auch wesentlich mehr CO2.
Fleisch in Bio-Qualität und aus artgerechter Haltung hat seinen Preis. Durchschnittlich ist es ungefähr viermal so teuer wie die Produkte beim Discounter.
Es muss nicht täglich Fleisch sein. Wenn du nur an zwei oder drei Tagen in der Woche Fleisch isst, dann darf es ruhig auch ein bisschen teurer sein. Und es ist auch noch gesünder. Zu hoher Fleischkonsum fördert das Risiko Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs zu bekommen.
10. Mikroplastik vermeiden
Mikroplastik ist in vielen Pflegeprodukten enthalten. Diese kleinen Plastikteilchen gelangen ins Abwasser und somit auch über die Flüsse bis in die Meere. Größerer Plastikmüll, der einfach in der Natur entsorgt wird, zersetzt sich im Laufe der Jahre und auch so entsteht Mikroplastik. Die Tiere in den Gewässern fressen das Mikroplastik und so gelangt es in unsere Nahrungskette. Den bereits entstandenen Schaden durch die Vermüllung der Meere lässt sich nicht mehr rückgängig machen.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir auch im Bereich der Pflegeprodukte nachhaltig einkaufen. Bevor du ein Produkt kaufst, solltest du dir die Inhaltsstoffe genau ansehen.
Das sind die Bezeichnungen für Mikroplastik:
- Polyethylen (PE)
- Polypropylen (pp)
- Polyethylenterephthalat (PET)
- Nylon-12
- Nylon-6
- Polyurethan (PUR)
- Acrylates Copolymer (AC)
- Acrylates Crosspolymer (ACS)
- Polyacrylat (PA)
- Polymethylmethacrylat (PMMA)
- Polystyren (PS)
- Polyquaternium-7 (PQ)
- Polyethylenglycol (PEG)
- Polypropylenglycol (PPG)
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND) hat einen ausführlichen Einkaufsratgeber zum Thema Mikroplastik verfasst. Darin findest du auch eine umfassende Liste aller Produkte, die Mikroplastik enthalten. Ich habe euch das aktuelle PDF vom November 2020 verlinkt.
Mittlerweile gibt es auch zahlreiche Apps für dein Smartphone, die dir nach einscannen des Barcodes die Inhaltsstoffe auflisten und eine Bewertung des Produktes geben.