Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Schlaganfall?
Ein Schlaganfall kann entweder ein Hirninfarkt oder eine Hirnblutung sein. Hirninfarkte machen fast 80% aller Schlaganfälle aus. Bei einem Hirninfarkt führt ein Gefäßverschluss der Hirnarterien zur Sauerstoffunterversorgung von Hirnarealen und darauffolgendem Sterben der Hirnnervenzellen. Eine Hirnblutung kann entweder durch das Platzen der Gefäße im Hirngewebe selber (intraparenchymale Blutung) oder durch das Platzen eines Aneurysmas im Hirnnervenwasser (subarachnoidal Blutung) verursacht werden.
Sowohl die Hirnblutung als auch der Hirninfarkt werden durch die Verkalkung der Gefäße (Atherosklerose) begünstigt. Dabei können Engstellen oder Gerinnsel entstehen die zu einem Hirninfarkt führen. Durch den Verlust der Gefäßwandelastizität wird das Reißen oder die Entstehung von Aneurysmen begünstigt und das Hirnblutungsrisiko gesteigert.
Typische Schlaganfallrisikofaktoren sind Rauchen, Bluthochdruck, Übergewicht und erhöhte Blutfette (Hypercholesterinämie). All diese Faktoren werden maßgeblich durch unseren Lebensstil und Ernährung beeinflusst. Eine häufige, aber nicht beeinflussbare Schlaganfallursache ist das Vorhofflimmern, dabei schlägt das Herz unregelmäßig und Gerinnsel können vom Herzen in die Hirnarterien schwimmen und dort einen Gefäßverschluss verursachen. Ganz seltene nicht erworbene Hirninfarktursachen sind Gefäßentzündungen (Vaskulitis) oder Gerinnungsstörungen.
Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) hat den Schlaganfall als epidemische Krankheit des 21. Jahrhunderts definiert und zeigt die Wichtigkeit der Schlaganfallvorbeugung vor dem ersten und nach dem zweiten Schlaganfall (Primär- und Sekundärprophylaxe). In den letzten 30 Jahren hat sich die Anzahl der Schlaganfälle in entwickelten Ländern um 50% gesteigert, in Entwicklungsländern sogar verdoppelt. [1] Dieser Verlauf zeigt wie unser moderner und ungesunder Lebensstil das Schlaganfallrisiko drastisch steigert.
Anzeichen und Symptome eines Schlaganfalls
Halbseiten- sowie Gesichtslähmungen, Sprach- und Sprechstörungen, Gang- bzw. Koordinationsstörungen mit Schwankschwindel sind die häufigsten und typische Symptome für einen Schlaganfall. Für die schnelle Erkennung eines Schlaganfalls hat sich das „FAST Schema“ durchgesetzt. „FAST“ steht für die englischen Begriffe „Face-Arm-Speech-Time“ und bedeutet übersetzt „Gesicht-Arm-Sprache-Zeit“. Damit sind Halbseitenlähmungen (hängender Mundwinkel und Arm) und Sprachstörungen in einem Akronym benannt und weist mit Zeit auf die Wichtigkeit der schnellen Rettungskette hin. Bei einem Hirninfarkt zählt jede Minute bis zur richtigen Therapie in Form einer Lysetherapie und/oder Thrombektomie um das Gerinnsel aufzulösen, da immer mehr Hirnnervenzellen durch die Minderdurchblutung absterben.
Die Symptome eines Schlaganfalles können nur wenige Minuten andauern und von selber wieder vergehen und werden dann transitorisch Ischämische Attacke genannt. Dies ist ein Ausdruck, dass der Gefäßverschluss sich von selber wieder aufgelöst hat. Dennoch ist eine transitorisch Ischämische Attacke gefährlich und ein Anzeichen eines bevorstehenden Schlaganfalles.
Je nach Ursache und Behandlungserfolg bleiben neurologische Langzeitschäden oder bilden sich komplett oder teilweise zurück. Durch Halbseitenlähmungen können Betroffene plötzlich auf Hilfe anderer angewiesen sein oder durch eine Sprachstörung im Alltag nicht mehr mit ihren Geliebten kommunizieren. Der Schlaganfall ist weltweit die häufigste Ursache für eine Langzeitbehinderung.
Kann man durch Ernährung einem Schlaganfall vorbeugen?
Bluthochdruck, erhöhte Blutfette (Hypercholesterinämie) sowie Rauchen sind die wichtigsten Risikofaktoren für einen Schlaganfall. Bluthochdruck und hohe Cholesterinwerte werden maßgeblich durch die Ernährung beeinflusst.
Neben den bereits erwähnten Risikofaktoren ist ein übermäßiger Kalorienverbrauch der zweitwichtigste Faktor bei dem erhöhten Schlaganfallrisiko unserer modernen Gesellschaft. Denn ein Kalorienüberschuss führt zu Übergewicht (Adipositas) und birgt ein allgemein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko in sich.
Schlaganfallrisiko halbieren durch Verzicht auf Salz im Essen
Bei Bluthochdruck versteifen unsere Gefäße schneller und es entstehen zusätzlich Gefäßwandschäden die eine Verkalkung (Arteriosklerose) fördern. Beide Prozesse sind maßgebliche Faktoren das Hirninfarkt- sowie Hirnblutungsrisiko zu steigern. Der erste gemessene Blutdruckwert wird Systole genannt, der zweie Diastole. Der systolische Wert ist ein Ausdruck der Elastizität der Hauptschlagader (Aorta), während der diastolische Wert die Elastizität aller anderen Arterien widerspiegelt.
Bei gesunden Probanden wird der Blutdruck um 7mmHg systolisch bzw. 4mmHg diastolisch gesenkt, wenn die Salzeinnahme auf einen Esslöffel (5-6 Gramm) reduziert wird. Patienten mit einem bereits diagnostizierten Bluthochdruck zeigen sogar eine Senkung von 23mmHg systolisch bzw. 9mmHg diastolisch. Diese Blutdrucksenkungen entsprechen mehr als einer Halbierung des Schlaganfall Risikos. [2]
Welche Lebensmittel können einen Schlaganfall vorbeugen?
Der Einfluss einzelner Lebensmittel auf das Schlaganfallrisiko ist schwierig nachzuweisen, da in über mehrere Jahre durchgeführten Beobachtungsstudien immer verschiedene Faktoren auf die Patienten wirken. Die Ernährung ist ein wichtiger beeinflussbarer Faktor um das Schlaganfallrisiko zu senken. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Lebensmittelqualität und eine abwechslungsreiche und natürliche Ernährung wichtiger sind als einzelne Lebensmittel. [3] Dennoch kann man einige statistisch korrekte Empfehlungen für eine ideale Ernährung als Schlaganfallschutz aussprechen.
Früchte schützen mit ihren Vitaminen und antioxidativen Effekten die Gefäßwand vor Schädigungen, welche zur Arteriosklerose führen. Über fünf Portionen Obst pro Tag senkt signifikant das Schlaganfallrisiko, während mehr Gemüse nicht das Schlaganfallrisiko reduziert. [4] Ein um 5% verringertes Schlaganfallrisiko wurde bei regelmäßigen Konsum von Fisch (mehr als drei Portionen pro Woche, egal welche Fischsorte) beobachtet. [5]
Das Trinken von drei bis vier Tassen Kaffee zeigte ebenfalls ein reduziertes Schlaganfallrisiko aufgrund der besseren Funktion der Gefäßinnenwand (Endothel) durch Antioxidantien, wobei bei einer gesunden und variantenreichen Ernährung dieser Effekt abnimmt. [6] Der gleiche Effekt wurde für drei Tassen Grün-Tee oder Schwarz-Tee am Tag beobachtet. [7]
Die mediterrane Diät und das Schlaganfallrisiko
Die „mediterrane Diät“ ist der am besten untersuchte Ernährungsstil und zeigt den größten Effekt bei der Schlaganfall Vermeidung. Die mediterrane Diät ist durch reichlich Olivenöl, Obst, Nüsse, Gemüse sowie Getreideprodukte gekennzeichnet. Fisch und Geflügel sollen im Maße gegessen werden, während Milchprodukte, rotes Fleisch und verarbeitete industrielle Produkte vermieden werden. Im Vergleich zu einer Diät mit vielen Kohlenhydraten und fettarmen Proteinquellen („Low Fat Diät“) vermied die mediterrane Diät bei über 7400 Patienten innerhalb von fünf Jahren drei Herzinfarkte oder Schlaganfälle pro 1000 Patientenjahre. [8]
Anfänglich wurde der hohe Omega-3 Gehalt in der „mediterranen Diät“ als Ursache für den guten Schlaganfallschutz angenommen. Während eine Supplementation mit Omega-3 Kapseln einen guten Schutz vor Herzinfarkten bietet, konnte dieser positive Effekt von Omega-3 Supplementen zum Vorbeugen von Schlaganfällen nicht nachgewiesen werden. Das Gleiche gilt für in fettigen Fleischprodukten sowie Fertigprodukten enthaltenen Transfetten oder mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die zwar ein erhöhtes Herzinfarktrisiko bringen, aber keinen Nachteil auf das Schlaganfallrisiko zeigen. [9]
Eine Alternative zur „mediterranen Diät“ wurde in der „nordischen Diät“ gefunden. Beide Ernährungsweisen teilen einen hohen Fischkonsum, während die „nordische Diät“ zusätzlich viel Kohl und Wurzelgemüse, Äpfel und Birnen sowie Beeren, Getreideprodukte (Hafer und Gerste) sowie Rapsöl beinhaltet. Die „nordische Diät“ zeigte einen positiven Effekt auf den Bluthochdruck und erhöhte Blutfette (Hypercholesterinämie) sowie einen Gewichtsverlust mit einem daraus folgenden 30% verringerten Schlaganfallrisiko bei Patienten. [10]
Wie sieht die beste Ernährung nach einem Schlaganfall aus?
Es gibt nur wenige Studien die den Einfluss von verschiedenen Lebensmitteln oder Ernährungsweisen nach einem Schlaganfall untersuchen, zusätzlich hatten diese Studien eine kleine Teilnehmeranzahl und schwache Vergleichsgruppen. Wenn man aber diese Studien zusammenfasst wird wieder ein positiver Effekt für eine Salz-arme Ernährung mit wenig verarbeiteten Produkten gefunden, insbesondere für die viel untersuchte mediterrane Diät. Zusätzliche Supplemente wie Omega-3 Kapseln oder Vitamin Präparate vermeiden keinen zweiten Schlaganfall. [11]
Fazit
Der Schlaganfall ist eine häufige Erkrankung und reißt Menschen plötzlich aus dem Alltag. Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Gefäßverkalkungen (Atherosklerose) und Übergewicht werden maßgeblich durch unsere Ernährung beeinflusst und wirken sich auf das Schlaganfallrisiko aus.
Die wichtigsten Eigenschaften einer gesunden Ernährung welche das Schlaganfallrisiko minimieren, sind viele unverarbeitete Produkte zu essen, auf bioaktiv reiche Lebensmittel wie Obst und Gemüse zurückzugreifen und sich bei Fleisch bzw. Fisch für unverarbeitete Produkte mit niedrigem Salzgehalt zu entscheiden (wenig Wurstwaren oder geräucherte Produkte). Außerdem soll auf industrielle Lebensmittel mit viel Zucker, wie Süßspeisen oder Limonaden, verzichtet werden.
Lucas-Michael Halbmayer ist Facharzt für Neurologie und in der Rehabilitation insbesondere auf Schlaganfallpatienten spezialisiert.
Er betreibt die Seite www.schlaganfall-wissen.de, um Betroffene sowie Angehörige während und nach einem Schlaganfall zu helfen.
Guter Überblick rund um das Thema Schlaganfall und Ernährung. Leicht verständlich geschrieben, beinhaltet aber die wichtigsten Informationen.
Mediterrane oder nordische Diät dürften tatsächlich die am besten geeigneten Ernährungsweisen zur Vermeidung von Schlaganfällen sein, von dem her, passende Auswahl. Gemüse, Obst, Vollkorn, gesunde Fette, wenig (kein) zugesetzter Zucker. Nicht rauchen, kein (wenig) Alkohol.
Hallo Stefan,
vielen Dank für dein positives Feedback. Wir freuen uns sehr, dass dir der Artikel unseres Gastautoren Lucas-Michael Halbmayer, der sich als Facharzt insbesondere auf die Behandlung von Schalganfallpatienten spezialisiert hat, gefällt.
Liebe Grüße
Ulrike von gernfit.de